Färberin
Meine Eltern haben zu meiner Geburt einen Maulbeerbaum vor das Atelier gepflanzt.
Daher hat die Seide, das Stricken und das Färben mit Pflanzen schon
immer zu meinem Alltag gehört.
Seit ich denken kann steht mein Vater vor den Färbertöpfen
und zaubert Farben auf die Seide. Als Kind schaute ich ihm oft beim Färben
zu und rümpfte die Nase über den Geruch der ausgekochten Pflanzen.
Dass ich selbst mal die Färberei übernehme ist irgendwie passiert.
„Schwubdiwub“ hiess wohl das Zauberwort...
Ich färbe mit Pflanzen, Wurzeln und Rinden
damit das Leben noch mehr an Farbe gewinnt. Das Handwerk habe ich von
meinem Vater gelernt. Ihm habe ich die ausgeklügelten Geheimrezepte
und die herrliche Ausstattung der Färberei zu verdanken. Im gemachten
Nest kann ich nun die Rezepte verfeinern, mich ins Handwerk vertiefen
und meiner Kreativität freien Lauf lassen. Es macht mir grossen Spass
in den dampfenden Kesseln zu rühren, die Siebtücher im Brunnen
auszuwaschen und mit den schweren Töpfen zu hantieren. Zusätzlich
ist es eine Wonne in die Augen der Kundinnen zu sehen, wenn sie im Atelier
vor den gefüllten Regalen stehen und sich kaum entscheiden können,
welche Farbe sie heute mit nach Hause tragen.
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Christina Frei
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